Die symbolische Bedeutung des Massakers in den Ardeatinischen Höhlen in Rom ergibt sich vor allem aus der Tatsache, dass es das einzige in einer Großstadt der westlichen Welt war. Die Zusammensetzung der Opfer spiegelt die Demografie des Landes wider: alle Regionen, alle Stadtviertel, alle Berufe, alle politischen und religiösen Identitäten, alle Altersgruppen … ganz Italien ist vertreten.
Am 24. März 1944 wurden 335 Menschen erschossen. Es handelt sich weder um das einzige noch um das blutigste nationalsozialistisch-faschistische Verbrechen in Italien. Und dennoch löst es auch achtzig Jahre später noch immer heftige Diskussionen aus. Es stellt sich daher die Frage, warum dieses Massaker noch immer Legenden, falsche Berichte, Fälschungen, Irrtümer und Lügen hervorruft.
Diese Frage bildet den Ausgangspunkt des Dialogs zwischen Lutz Klinkhammer und Alessandro Portelli: unserem Stellvertretenden Direktor, der Autor maßgeblicher Studien zur NS-Besatzung in Italien ist, und einem der Begründer der Oral History, die bei der Erforschung des Verbrechens in den Ardeatinischen Höhlen eine grundlegende Etappe darstellt.
Lutz Klinkhammer/Alessandro Portelli, La fiera delle falsità. Via Rasella, le Fosse Ardeatine, la distorsione della memoria, Roma: Donzelli editore 2024 (Saggine 391), ISBN 978-88-5522-575-5.