Das faschistische Regime zielte darauf, aus der italienischen Familie und ihren Mitgliedern eine soziale Kerngruppe zu formen, die dessen Ideologie, Ambitionen und Methoden teilen bzw. ihnen unterworfen sein sollte. Dieser Plan wurde mit verschiedenen Mitteln verfolgt, die von der Propaganda bis zur Einführung sozialer Unterstützungsmaßnahmen, von der Verurteilung jeglicher Opposition bis zur Förderung einer dem faschistischen Ideal verpflichteten Haltung reichten. Auf der Grundlage eines umfangreichen Korpus von Archivmaterial und gedruckten Quellen werden in dem Band, der sich in drei Teile gliedert, verschiedene Aspekte vertieft: Sie betreffen Mussolinis Vaterschaft und die Elternschaftsmodelle der katholischen Kirche, ferner die Familienbeziehungen, wie sie vom Strafgesetzbuch und vom bürgerlichen Gesetzbuch geregelt wurden, und die vom autoritären Paternalismus geprägten Formen sozialer Unterstützung, die Maßnahmen gegen die aus politisch oder rassischen Gründen für gefährlich gehaltenen Väter und schließlich die Propagierung eines bestimmten Männlichkeitsideals. Daraus ergibt sich ein komplexes Vater- und Familienbild, das für den Faschismus kennzeichnend war. Es ermöglicht, sowohl die Beziehungen zwischen dem Regime und der katholischen Kirche und Kultur als auch die Zielsetzungen und Auswirkungen der faschistischen Politik zur Schaffung einer Gesellschaft auf der Basis des "neuen Menschen" kritisch zu durchleuchten. Mit der Untersuchung der – als politische Metapher, soziale Rolle und persönliche Erfahrung verstandenen – Vaterschaft öffnet der Band eine originelle Perspektive auf das faschistische Ventennio. Martina Salvante, La paternità nell'Italia fascista. Simboli, esperienze e norme, 1922–1943, Roma: Viella 2020 (Ricerche dell'Istituto Storico Germanico di Roma 14), ISBN 978-88-3313-265-5.
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